„Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann“
…sagte mal der französische Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau. Und das gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Einerseits ist das Spielen eine ganz einfache Form, mit der wir einem beliebigen Chaos eine gewisse Ordnung geben. Das Spiel mit seinen festgelegten Regeln gibt Halt und Orientierung und dabei bekommen Dinge, die man tut, einen Sinn und eine Richtung. Aber, und das ist ganz wichtig, es bleibt auch Platz für Überraschungen, für Ungewisses. Denken wir an ein Fußballspiel. Es gibt Regeln, pingelige Überwachung, eingeübte Taktiken, festgelegte Aufgaben im Spiel und trotzdem wird der Ausgang von Zufällen und Aktionen bestimmt, welche nicht vorhergesehen werden können. Und, ganz wichtig! Andererseits lernen wir, dass man nicht immer gewinnen kann, ich kann auch der Verlierer sein. Klar, man will gewinnen, dadurch nimmt man das Ziel wichtig und man betreibt das Spiel ernsthaft, aber man weiß, dass man verlieren kann, und trotzdem macht es Spaß. Man lernt zu scheitern, aber nicht daran zu zerbrechen. Man lernt zu reagieren, auf das was passiert. Spielerisch wird so unsere Resilienz, die innere Widerstandsfähigkeit, die Fähigkeit Krisen und Belastungen zu bewältigen, gestärkt. Und Resilienz ist einer der wichtigsten Faktoren für ein ausgeglichenes Erwachsenenleben. Das Verlieren müssen Kinder noch lernen (erst ab 5 Jahren), Erwachsene müssen es manchmal wieder lernen. Das Spielen ist so betrachtet eine gute Schule fürs Leben.
Für Kinder ist das Spielen der Weg zur Erkenntnis der Welt, in der sie leben. Spielen ist die wichtigste Tätigkeit des kindlichen Lebens. Spielen ist Lernen. Beim spielerischen Nachahmen lernen sie die alltäglichen Tätigkeiten. Beim Spielen bewegt sich der ganze Körper, die Hände, die Gedanken. Kreativität, Fantasie und Geschicklichkeit werden gefördert. Dazu brauchen sie auch Anregungen, aber kein Dirigieren und Gängeln. Wenn Kinder selbst Ideen haben und ein Spiel gestalten, wenn sie in eine Tätigkeit vertieft sind, brauchen sie keine Anregungen und kein Erwachsener sollte reinreden. Kleine Kinder spielen meist zweckfrei. Sie spielen aus Freude am Tun. Es muss nicht immer irgendetwas erreicht werden oder entstehen. Dieses „naive“ Spiel haben Erwachsene oft verlernt, jede Handlung muss für sie einen Zweck und ein Ziel haben. Für Erwachsene ist Spielen eine Freizeitbeschäftigung, die jederzeit ruhen oder unterbrochen werden kann. Für Kinder ist es Arbeit – eine ernsthafte Beschäftigung. Sie setzen sich intensiv mit einer selbstgestellten Aufgabe auseinander und üben hingebungsvoll. Eine Unterbrechung ist deshalb für sie sehr schwer und unverständlich. Das Vertrösten auf „später“ oder „nachher“ bedeutet für sie „nie wieder“, da für kleine Kinder Zeit eine unbekannte Dimension ist. Kein Wunder also, wenn sie sich wutig auf den Sandhaufen werfen oder trotzig schreiend die Bausteine festhalten. Kinder brauchen Raum und Zeit zum Spielen, ungestörte Momente und dabei müssen auch sie Pflichten und Grenzen lernen.
Wie recht hat doch Friedrich Fröbel:
„Das Spiel ist nicht Spielerei, es hat hohen Ernst und tiefe Bedeutung.“